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Im mittleren Südwesten Frankreichs, unweit der spanischen Grenze, liegt die rund 450.000 Einwohner zählende Stadt Toulouse. Die Hauptstadt der Region Languedoc-Roussillon/Midi-Pyrénées ist ein reizvoller Schmelztiegel der Gegensätze mit einer 2000-jährigen Geschichte und einer pulsierenden Gegenwart.
Die Zukunft mag für Toulouse noch in den Sternen stehen, aber als wichtiges europäisches Luft- und Raumfahrtzentrum ist die Stadt auf dem Weg dorthin.
Tourlouse Bilder
Die Geschichte der Stadt Toulouse
Im 2. Jahrhundert vor Christus gründeten die Römer am rechten Ufer der Garonne die Stadt Tolosa. Die Spuren der Besiedlung reichen jedoch viel weiter zurück, bis in die Altsteinzeit. Ab der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. war Toulouse römisch-katholischer Bischofssitz, beginnend mit dem Heiligen Saturninus.
Ab 414 wurde die Stadt von den Westgoten besetzt, bevor sie 507 an das Frankenreich fiel. Ab 778 regierte der König von Aquitanien sein Reich von Toulouse aus. Im 10. Jahrhundert wurde Toulouse zur unabhängigen Grafschaft und fiel schließlich 1271 an die französische Krone.
Sehenswürdigkeiten
Von diesen bewegten Zeiten zeugen zahlreiche Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie zum Beispiel die Basilika Saint-Sernin aus dem 11. Jahrhundert, UNESCO-Weltkulturerbe und größte erhaltene romanische Kirche Frankreichs. Der prunkvolle Backsteinbau wurde über dem Grab des Heiligen Saturninus errichtet. Bis heute ist Saint-Sernin ein bedeutender Wallfahrtsort und Station auf dem Jakobsweg. Mindestens ebenso stolz wie Saint-Sernin sind die Kathedrale Saint-Etienne, deren Ursprünge auf das 5. Jahrhundert zurückgehen und die über mehrere Jahrhunderte errichtet wurde, sowie die Jakobskirche aus dem 13. und 14.
Die großen Sakralbauten aus rotem Backstein, aber auch die Wohnhäuser in der Altstadt mit ihren Backsteinfassaden haben Toulouse den Beinamen „La Ville Rose“, zu Deutsch „die rosarote Stadt“, eingebracht.
Buchstäblich bunt ging es auch in der Stadtgeschichte zu, denn Reichtum und Größe erlangte Toulouse ab dem 14. Jahrhundert vor allem durch den lukrativen Handel mit „Pastel“, dem blauen Farbstoff der Färberwaidpflanze. In dieser Zeit wurde auch der Sitz der Stadtregierung, das Capitole, immer prächtiger. Heute beherbergt das neoklassizistische Meisterwerk das Rathaus und das Nationaltheater. Werke bedeutender Maler wie Paul Gervais und Henri Martin schmücken die Festsäle.
Das in einem repräsentativen Schulgebäude aus dem 13. Jahrhundert untergebrachte Museum Saint-Raymond mit seiner umfangreichen archäologischen Sammlung entführt den Besucher in die Frühzeit des antiken Tolosa. Das Museum organisiert auch Führungen zu den eindrucksvollen Überresten des römischen Amphitheaters von Purpan nordwestlich des Stadtzentrums und zu den antiken Thermen von Ancely, die sich unter einem städtischen Wohngebäude befinden.
Werke aus dem 15. bis 20. Jahrhundert sind in der Sammlung Bemberg im Renaissance-Stadtpalais Hôtel d’Assézat zu sehen. Aber auch zeitgenössische Kunst schmückt den öffentlichen Raum, denn die Street-Art-Szene ist in Toulouse stets aktiv. Ihr zu Ehren veranstaltet die Stadt alle zwei Jahre das Straßenkunstfestival „Rose Béton“.
Ein weiterer Farbtupfer in der Geschichte von Toulouse ist das Veilchen, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Norden der Stadt angebaut wird und schnell zum einträglichen Wahrzeichen der Stadt avancierte. In Parfums, Arzneimitteln und Körperpflegeprodukten, als Zierpflanze, Likör oder kandiert als extravagante Süßigkeit feiert die „Violette de Toulouse“ einen ungebrochenen Erfolg.
Und Toulouse feiert seine Veilchen jedes Jahr im Februar mit der „Féte de la Violette“ auf dem Place du Capitole. Dass die Stadt nicht nur sich selbst feiert, sondern auch Weltoffenheit lebt und zelebriert, zeigt sich unter anderem beim jährlichen zweiwöchigen Flamenco-Festival zu Ehren des Nachbarlandes Spanien. Oder beim Weltmusikfestival „Rio Loco“, das jedes Jahr einen anderen ethnomusikalischen Schwerpunkt setzt.
Luft- und Raumfahrt
Fernen und fernsten Welten widmet sich Toulouse auch mit seiner Luft- und Raumfahrtindustrie. Auf diesem Gebiet nimmt die südfranzösische Stadt eine Vorreiterrolle ein. Die erste Luftpostverbindung zwischen Frankreich und Marokko im Jahr 1918, der erste Frachtflug über den Südatlantik im Jahr 1930, der erste Flug mit einem Düsenverkehrsflugzeug und das erste Überschallflugzeug stammen aus Toulouse. In Toulouse hat auch das europäische, ursprünglich französische Unternehmen Airbus-Industrie seinen Sitz.
Im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelte eine Tochterfirma der Airbus-Gruppe die Trägerraketen der Ariane-Reihe. Nur rund fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt sind im Weltraum-Erlebnispark „Cité de l’Espace“ die Sterne für jedermann zum Greifen nah. Auf rund 2.500 Quadratmetern finden sich unter anderem interaktive Ausstellungen, Nachbauten von Raumfahrzeugen in Originalgröße und ein 1:1-Modell der Ariane 5-Rakete.
Doch schon lange vor den ersten Flugversuchen war Toulouse auf besondere Weise mit der Welt verbunden: Bereits im 17. Jahrhundert, zu Zeiten König Ludwigs XIV., wurde vom Stadtzentrum aus der Canal du Midi als Wasserstraße von Toulouse über Carcassonne bis zum südöstlich gelegenen Mittelmeer gebaut.
Im 19. Jahrhundert kam der Seitenkanal der Garonne hinzu, der über das Mündungsgebiet der Gironde bei Bordeaux im Westen eine durchgehende Verbindung bis zum Atlantik herstellte. Der Canal du Midi, ein beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer und Hausbooturlauber, wurde 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Sport in Toulouse
Tief verwurzelt und doch ganz im Hier und Jetzt zeigt sich Toulouse auch von seiner sportlichen Seite. Auf gepflegten Boule-Plätzen messen sich Jung und Alt im traditionellen französischen Kugelspiel, trendige Escape-Room-Abenteuer werden in historischen Gebäuden mit geschichtlichem Hintergrund verknüpft.
Es gibt Golfplätze und Minigolfanlagen, Kart- und Pferderennbahnen, verschiedene Spa-Thermen sowie diverse Trampolinparks und LaserTek-Hallen. Der größte Stolz der Stadt ist seit langem das Stade Toulousain, die erfolgreichste Rugby-Mannschaft Frankreichs. Seit Ende des 19. Jahrhunderts huldigt das Land dem spektakulären Traditionssport. So oft wie kein anderer Verein hat Stade Toulousain die französische Meisterschaft gewonnen.
Kultur und Kochkunst
So bunt wie die Tage sind auch die Nächte in Toulouse. Große Theater und Kleinkunstbühnen, gemütliche Weinlokale und schicke Cocktailbars, Großraumdiscos und familiäre Musikkneipen sorgen für Unterhaltung. Auch die Restaurants bieten von rustikaler Regionalküche bis zur internationalen Fusionsgastronomie alles.
Besonders erwähnenswert ist das für Toulouse typische Cassoulet: Toulouse streitet sich mit Castelnaudary und Carcassonne um die Herkunft des traditionellen Bohnen-Fleisch-Eintopfs, der hier mit Saucisse de Toulouse, also Toulouser Würstchen, zubereitet wird.
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